Die Wandervogel-Stiftung fördert vornehmlich Jugendprojekte, -fahrten und -gruppen, die der Persönlichkeitsbildung, der Natur- und Selbsterfahrung, dem ganzheitlichen Denken, der Bildung und Kulturerfahrung Jugendlicher dienen.
Ganz konkret will die Wandervogel-Stiftung:
Es ist ein Fehler, nichts zu tun, nur weil man nur wenig tun kann.
Tu das, was du kannst!
Es kommt in der heutigen Zeit kaum noch auf die Persönlichkeit und das Wesen des Einzelnen an, sondern sehr oft in erster Linie auf Äußerlichkeiten, die „Verpackung“, die Gruppenzugehörigkeit, die sich zum Beispiel durch das Tragen bestimmter Kleidung und Haarfrisuren und in der Huldigung bestimmter Musikgruppen ausdrückt.
Statt als Mensch einzigartiges Original und Persönlichkeit zu sein, sind viele nur Kopien und Abziehbilder von Meinungsführern und Trendsettern, „Massen“-Produkte, die ihres Wesens beraubt sind und kein individuelles Gesicht mehr haben. Diese Entwicklung führt, besonders in den Städten und Ballungsräumen, zu einer gewissen Vermassung der Menschen.
Insbesondere ich-schwache Jugendliche mit einem labilen Selbstgefühl bergen ein hohes Risiko in sich, durch anspruchslose, oft primitive Modeströmungen, sei es im Bereich der Musik oder Kleidung, was ja meistens sehr eng zusammengehört, als auch durch Drogen, und seien es nur Nikotin und Alkohol, als auch durch aggressiv-destruktive Bildinhalte in Video, Fernsehen oder Computer negativ beeinflußt zu werden.
Diesen negativen gesellschaftlichen Trends steht der Wandervogel mit seiner entscheidend anderen Lebensphilosophie entgegen. Beim Wandervogel kommt es auf den Einzelnen an, auf dessen Persönlichkeit, Fähigkeiten und menschlichen Werte. Moden, Trends und Ansichten von Meinungsführern spielen im Vergleich zur umgebenden Gesellschaft nur eine untergeordnete Rolle.
Aufgabe und Ziel liegt in der Herausbildung der Persönlichkeit und Selbstsicherheit jedes Einzelnen.
Dazu verhelfen besonders die Forderung und Bewährung auf anspruchsvollen Fahrten, gerade auch in schwierigen und körperlich anstrengenden Situationen, sowie das Zusammenleben in der Gruppe und der Umgang miteinander, in einem Klima in dem Kameradschaft selbstverständlich ist und Freundschaft wachsen kann. Es ist eine Umgebung, in der Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und gegenseitige Rücksichtsnahme groß geschrieben werden und nicht Äußerlichkeiten und teures Equipment blenden, sondern Werte und Taten zählen.
Der Wandervogel will die Welt erfahren, die Fahrt ist auch dazu das beste Mittel. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten sich Jugendliche und junge Studenten in Gruppen und meist zu Fuß auf den Weg, um die eigene Heimat, aber auch die angrenzenden Länder zu entdecken.
Wenn man als Fahrtengruppe zu Fuß in fremden Ländern durch die Berge und an der Küste entlang zieht, dabei in Dörfern und auf Bauernhöfen Halt macht und Menschen begegnet und Kontakte knüpft, öffnen sich
Zugänge zu anderen Kulturkreisen, Sitten, Traditionen und Mentalitäten, wie sie sich durch Filme, Erdkunde-unterricht, aber auch durch Pauschalurlaube nie erreichen lassen.
Und wenn man erst einmal unterwegs ist, auf die Gruppe und sich gestellt, frei von den vielen Zwängen unserer so bequemen und modernen Gesellschaft, erst dann ist man in der Lage, die Welt um sich herum in ihrer ganzen Tiefe und Schönheit in sich aufzunehmen. Denn schon nach ein paar Tagen Fahrt in der Natur, fernab vom Trubel der Städte, stellt sich ein Leerwerden von manchem Schutt der Zivilisation, von der Wichtigtuerei des Ichs und von mancher Sentimentalität ein. Und dann
werden sich Erlebnisse von ganz ungeahnter Art und Kraft melden. Fels und Wasser, Sonne und Baum und Tier werden auf einmal Stimmen bekommen…
Gerade das recht einfache Leben auf Fahrt hilft auch zur Natur ein ehrliches, weil nicht aufgesetztes, sondern einer inneren Liebe entspringendes Verhältnis zu suchen. Auf dieser Grundlage kann dann bei jedem Einzelnen persönliches Engagement und ein entsprechender Lebenswandel zu deren Erhaltung beitragen.
Erweitert wird diese Erlebniswelt durch Aktionen, wie das Pflanzen von Bäumen, die Pflege von Streuobstwiesen, Ernten und Keltern. Die Wandervogel Stiftung unterstützt das z.B. durch den Erwerb von Streuobstwiesen, die dann Jugendgruppen zur Pflege und Bewirtschaftung überlassen werden. Sie trägt dadurch zudem zur Erhaltung des heimischen Landschaftsbildes bei.
Durch die Aufgabenübertragung an jeden Einzelnen, der Möglichkeit für alle, auch für die Jüngsten, aktiv mitzugestalten und mitzubestimmen und durch die Förderung der musischen Fähigkeiten rundet sich dieses Bild ab. In einer Wandervogel- Gruppen- oder Fahrtengemeinschaft werden viele verschiedene Talente gebraucht, denn erst zusammen ergeben sie eine tolle, ausstrahlende Gemeinschaft. Hier können sich musische, handwerkliche, organisatorische und sportliche Fähigkeiten sehr gut ergänzen. Hier kann man Ideen einbringen und selbstverantwortlich handeln.
Davon profitiert jeder einzelne Jugendliche ebenso wie die Gemeinschaft der Gruppe, die natürlich mehr ist als die Summe der Einzelleistungen. Ähnlich wie in einem Chor, der ja letztlich im Ergebnis auch weit mehr ist, als die bloße Addition der Einzelstimmen. Von einer guten Gruppe profitieren wiederum in erster Linie deren Mitglieder. Deshalb ist jedwedes Wirken einer guten Gruppe fern von jedem schulischen und unpersönlichem Anspruch. Was man tut, tut man gewissermaßen für sich selbst.
Kinder und Jugendliche, die regelmäßig singen, brauchen sich um ihre Schulkarriere kaum noch Sorgen zu machen, so belegen es Studien zur Entwicklungspsychologie. Doch wo wird heute in Deutschland noch gesungen? „Deutschland ist, das muss im Vergleich auch zu anderen Industrieländern leider festgestellt werden, in Bezug auf eine Alltagskultur des Singens zu einem Entwicklungsland geworden“, sagt Hermann Rauhe, früherer Leiter der Hamburger Musikhochschule.
Wer singt, gibt etwas von sich preis. Vor allem Kinder und Jugendliche spüren das genau. Sie wachsen hier im Land jedoch in einer Gesellschaft auf, die eher auf Kontrolle als auf Überschwang wert legt, und sie registrieren früh, dass man beim Singen Gefühle und eine Empfindsamkeit zeigt, die im Alltag gewöhnlich unter dem Deckel bleiben. Sie erleben, dass die Erwachsenen in ihrer Umgebung zwar viel vom Wert des Musizierens für die Allgemeinbildung reden, aber in verlegenes Kichern ausbrechen, wenn z.B. bei Schulfesten zum Mitsingen aufgefordert wird. In den Medien sind Sänger fast nur als Solisten zu hören und zu sehen, die ihren Erfolg vor allem aufwendiger Technik und einer ausgefeilten Bühnenshow verdanken. Wer nicht perfekt ist, vermitteln die Medien, der entblößt und blamiert sich.
In einer guten Wandervogel- oder bündischen Gruppe können Jugendliche, die die Lust packt, ihrer Stimme freien Lauf lassen, denn dort wird nach wie vor viel gesungen und selbst musiziert. Es gibt eine Menge eigener Lieder, in denen sich Jugendliche mit ihre Erlebnissen und Stimmungen wieder finden. Es werden Instrumente gespielt, die man unterwegs mitnehmen kann, wie z.B. die Gitarre oder Mandoline. Zudem bringen sich die Jugendlichen das Spielen meist gegenseitig und unentgeltlich bei.
Dass das so bleibt, will die Stiftung unterstützen, z.B. durch das Zurverfügungstellen von Musikinstrumenten, Zuschüssen zu deren Erwerb, Förderung von Kursen, Auslobung von Wettbewerben...
Das gemeinsame Bauen, die Pflege von Streuobstwiesen, das Ernten und Keltern vermitteln den Wert der eigenen Hände Arbeit. So entwickelt man Verantwortung für das Geschaffene. Aber Jugendliche haben auf diesem Weg auch die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu entdecken und zu erlernen und können zudem Erfahrungen sammeln, die womöglich auch bei der späteren Ausbildungs- oder Berufswahl interessant sind.
Die Wandervogel Stiftung will insbesondere solche Projekte fördern, bei denen Jugendliche selbst Hand anlegen und gefordert werden. Z. B. beim Ausbau oder der Renovierung des eigenen Gruppen oder Landheimes.
Der lange Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter hat unsere Gesellschaft grundlegend verändert und die Position von Frauen und Mädchen erheblich gestärkt. Doch in einigen Bereichen ist man über das Ziel hinausgeschossen und hat statt der angestrebten Chancengleichheit neue Benachteiligungen hervorgerufen. Jungen gehören heute vielerorts zu den Verlierern. Sie brechen prozentual deutlich häufiger die Schule ab, stellen in Hauptschulklassen einen höheren und beim Abitur einen deutlich niedrigeren Prozentsatz als Mädchen.
In den Schulen, insbesondere in den Grundschulen gibt es wesentlich mehr Lehrerinnen als Lehrer. Und auch zu Hause, zumal in Alleinerzieherfamilien, fehlen oft die männlichen Vorbilder.
Dazu handeln die Schulbücher, wie auch Fernsehserien meist von starken Mädchen und von Jungen, die kochen und stricken. Zudem gibt es schlechtere Noten bei gleichen Leistungen, denn das Verhalten der immer etwas wilderen Jungen wird stets mitbenotet.Es gibt den „Girls Day“, aber keinen wirklichen „Jungentag“, und wenn, dann nur um Jungen tendenziell weibliche Berufe schmackhaft zu machen, nicht aber, um ihrem Wesen gerechtwerdende Möglichkeiten aufzuzeigen.
Jungs die ihre Lebensenergie austoben wollen, werden häufig als „verhaltensauffällig“ eingestuft und dann teilweise medikamentös ruhiggestellt. Dabei fehlen insbesondere in den Städten oft einfach nur die Möglichkeiten und Freiräume, wo sich Kräfte abregieren und austoben können. Auf Dauer hält das kein Junge aus!
Glücklicherweise wird diese Problematik aber zunehmend erkannt und in den Medien aufgegriffen.
Die Wandervogel-Stiftung nimmt sich dieser Jungenproblematik an und setzt sich für die Schaffung von speziell auf die Bedürfnisse von Jungen ausgerichteten Entfaltungsräumen ein und fördert und unterstützt Freizeitveranstaltungen, Fahrten und Projekte mit einer Jungen gerecht werdenden, herausfordernden Pädagogik und Gruppenpraxis, wie sie ja insbesondere bei den Jungengruppen des Wandervogels zu finden ist.
Darüber hinaus will die Wandervogel-Stiftung auch Sprachrohr und Ratgeber für die Sorgen von Jungen sein.